Zum Wohl die P(f)alz!

Wir Pfälzer sind allgemein für Weingeselligkeit, kulinarische Besonderheiten und eine kritische Nähe zum Saarland sowie Frankreich berüchtigt. Kein Wunder also, dass „unser“ Marathon gleich mehrere Besonderheiten bietet …

Einmal ist da die „Sprooch“ (Sprache). Für „Gälfießler“ (Karlsruher, manchmal auch für Auswärtige aller Art verwendet) birgt diese doch so manch erdige Kostbarkeit. „Dummbabbler“ (böse Zungen) meinen, dass dies auf überhöhten „Grumbeere“ (Kartoffel)-Konsum in Verbindung mit zuviel „Woi“  (Wein) zurückzuführen sei.

Letzte Woche war es mal wieder soweit. Im zweijährigen Rhythmus findet der Marathon Deutsche Weinstraße statt, der durch meine alte Heimat und an so mancher Haustür von Bekannten und Verwandten vorbeiführt, von Bockenheim über Grünstadt bis Bad Dürkheim. Un reduur (und zurück). Man merkt, wir haben auch von den Franzosen einiges abgeguckt, da wären u.a. auch „Pordmanee“ (Portemonaie = Geldbörse) oder „Droddwa“ (Trottoir = Bürgersteig). Wer schon mal spät auf einer „Woikerwe“ (Weinfest) war, dem dürfte so mancher „Droddwaseecher“ aufgefallen sein: Ein „Rassler“, der „zu dumm zum brunze is“.

Eine weitere Besonderheit ist die Streckenbesichtigung. Hätte nicht gedacht, dass ich in meiner Heimat mal so ein Touriprogramm mitmachen werde. Selten so gelacht mit den (und über die) auswärtigen Dialektsprecher hinten im Bus, die sich über uns Pälzer Dialektsprecher lustig gemacht haben. Das hatte schon was. Nebenher wurde streng geheimes Survivalwissen vermittelt. Zu unser aller Überraschung von einem echten … Hamburger! Aber wird sind da ja tolerant. So erfuhren wir, dass der „Derkemer Worschdmarkd“ teilweise „unner de Woch“ geschlossen ist, dann allerdings (nur) die Schubbkärchler dennoch geöffnet haben. Genug Anlass für den nur in der Pfalz erhältlichen Trollschobbe. Ausm Dubbeglas, bitteschön!

Der Pälzer Dialekt bietet ja eine riesengroße Variation. Als kleine Einführung sei Euch das TK-Pälzisch ans Herz gelegt:

Zurück zum Marathon. Eine weitere Besonderheit ist die Verbindung mit dem Pälzer Woi. In den letzten Jahren haben viele Wein-Dome eröffnet, die einen neuen Bedarfstrend bedienen (böse Zungen sagen für die „Hoddwolaud“, was ebenfalls auf einen französischen Begriff zurückgeht …), doch die guten, klassischen Weinstuben und -güter, die offenen Höfe und Keller sind immer noch weit in der Überzahl, und das ist gut so, denn das ist es, was die Pfalz ausmacht, in Verbindung mit hervorragendem Wein, leckerem Essen (Saumage – Brotworscht – Lewerknedl – Bettseechersalad – Keschde – …) und vernünftigen Preisen sowie fast schon übertriebener Geselligkeit (s. Trollschoppen). Und „en Gspritzde“, also eine Weinschorle, Wein mit Mineralwasser gemischt, dürfte nur hier über einen nur mit wissenschaftlichen Methoden nachweisbaren Sprudelanteil verfügen.

So ist es kaum verwunderlich, dass man neben diversen Rieslingschwamm-Stationen, an denen man tatsächlich seinen Schwamm in einen Boddich (Schüssel) mit echtem Riesling tauchen kann, auch noch durch die Rieslingdusche läuft. Und an den Verpflegungspunkten werden – selbstverständlich – lokale, kulinarische Highlights dargeboten. Den tatsächlich angebotenen, deftigen Saumagen dürften beim Marathon aber nur echte Pälzer vertragen 😉

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An den Salinen in Bad Dürkheim

Ach ja, und meine Lauferfahrung selbst war typisch pfälzisch entspannt. Zum ersten Mal lief ich hier den ganzen Marathon (und endlich mal wieder einen seit meiner krankheitsbedingten, längeren Zwangspause) im Duomarathon mit meiner Frau, die ihren ersten Halbmarathon mit Bravour absolvierte. Unterwegs traf ich noch Bea, die heute als „Honnebambl“ unterwegs war (jemand, der keine halben Sachen macht) und im Ziel sichtlich zufrieden war. Ob es an der Zeit oder an der schönen Umgebung und/oder dem guten Wein lag, hat sie aber nicht verraten wollen. 🙂 „Is eh ghubbsd wie gsprunge“, sprich: egal.

So hoffe ich, Euch auch bald mal in de Palz begriese zu dierfe, do wu de Schobbe noch en halwe Lidder hodd. Broschd!

Für alle, die es demnächst in die Pfalz verschlägt, noch die wichtigsten Begriffe (ok, eher die lustigsten) zur Verständigung mit den Eingeborenen (besonders unsere Schimpfworte sind einmalig):

Butzl / Gockl: Tannenzapfen oder aufgeblasener Typ

Babbsack: Aufdringlicher Kerl

Beischleefer: Lieferant

Schlabbefligger: Nichtsnutz

Dollbohrer: Idiot

Als Hausaufgabe bitte nun noch die richtige Aussprache von „Noischlubbschlabbe“ üben – ich werde das dann abfragen!

Fallen Euch noch weitere pfälzische Begriffe ein, die ihr mal gehört aber nicht verstanden habt, oder vielleicht hier zum Besten geben wollt?! Dann schreibt doch einen Kommentar …  (hobb Matthias, ned pienze, babble!).

PS: Die beiden Bilder wurden mit freundlicher Erlaubnis des Fotografen veröffentlicht und stammen von http://www.go4it-foto.de/

Ein Gedanke zu „Zum Wohl die P(f)alz!“

  1. A horsch emol, Boris. Do gebts schun noch ä paar pälzische Ausdrick mit franzesische Worzele: „Bodschamber“ zum Beispiel. „Pot de chambre“ = Nachttopf. Ansonsten gefällt mir „iwwerzwersch“ ganz gut. Steht für ungeschickt, tollpatschig.
    Schöner Beitrag von einem schönen Laufevent in einer schönen Gegend.

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