Um es gleich vorwegzunehmen: Trotz der hohen Temperaturen haben wir es auch in diesem Jahr wieder geschafft, bei allen Etappen mit mindestens einem Vereinsmitglied in Laufschuhen, auf dem Fahrrad oder mit Inlinern vertreten zu sein.
Es gibt viele Möglichkeiten, sich an diesem Spendenlauf zu beteiligen. Manche fahren mit der Bahn bis zu einem bestimmten Etappenziel, um dann von dort mitzulaufen und auch wieder mit der Bahn nach Hause zu fahren. Andere kommen mit ihrem PKW zu irgend einem Etappenziel und lassen diesen von einem der Lauffreunde/Betreuer, die im Kleinbus gerade Pause machen, bis zum gewünschten Etappenende bringen.
Damit das alles reibungslos klappt, muss die Organisation und die Einsatzplanung der Staffel gut vorbereitet sein. In diesem Jahr ist bei uns Dominik, unser neuer Abteilungsleiter, dafür zuständig.
8. Etappe: Bremm -> Zell / Start 21:21 Uhr / 12,8 km
Andrea ist gerade dabei, sich ihre Inliner anzuschnallen, denn von Bremm bis Bernkastel wird sie rund 52 km auf 2 x 4 Rollen dabei sein. Silvia und Tesfit werden sie zwei Etappen laufend, und Bea eine Etappe mit dem Fahrrad und zwei Etappen ebenfalls laufend begleiten.
Nachdem der Hospizlauftross sich laufend, Fahrrad fahrend und mit Inlinern auf den Weg nach Zell gemacht hat, fahren wir mit unserem Bus vor zum achten Etappenziel.
Es war noch relativ hell, und es haben sich schon eine ganze Reihe von Läufern und Fahrradfahrern eingefunden, die hier gegen
23:00 Uhr in den Hospizlauf einsteigen wollen.
Auch unsere Lauffreunde Jutta und Roland sind da. Roland, der parallel zum Hospizlauf im letzten Jahr die Strecke von Trier nach Koblenz und zurück nach Trier mit dem Fahrrad geschafft hatte, ist heute als Fahrer dabei, um seine Frau und ihre Freundin nach zwei Etappen und rund 18 km in Traben-Trarbach wieder aufzunehmen und nach Hause zu chauffieren.
In Zell ist in der Regel immer eine etwas längere Pause, da hier die Verpflegung vom Café Bauer übernommen wird, die jedes Mal sehr üppig ausfällt. In diesem Jahr ist Familie Bauer jedoch bedingt durch eine Familienfeier verhindert. Doch die Verantwortlichen der Stadt haben sich bereit erklärt, die Versorgung zu übernehmen.
Nachdem sich ein Tablett mit belegten Brötchen versehentlich am Boden wiederfindet, fällt die Versorgung in diesem Jahr etwas knapper wie sonst aus. Nichtdestotrotz verhungert und verdurstet keiner.
9. Etappe: Zell -> Reil / Start 22:57 Uhr / 8,6 km
Nach reichlicher Stärkung setzt sich die Spendenbewegung mit leichter Verspätung in Richtung „Reil vor der Brücke“ in Bewegung.
Von unserer Staffel gesellt sich Dominik dazu, um die nächsten vier Etappen mit einer Gesamtlänge von rund 40 km mitzulaufen. Auch Tesfit fühlt sich noch so fit, dass er eine weitere Etappe laufen will. Nach Ende der 9. Etappe wird er rund 53 km in den Beinen haben. So lang war er vorher noch nie gelaufen. Hoffentlich geht das gut …
Es ist mittlerweile viel angenehmer zu laufen, da die Temperaturen deutlich gesunken sind. Ralf Haas berichtet mir später, dass mit 13 Personen noch nie so viele Teilnehmer eine Etappe hitzebedingt nicht zu Ende laufen konnten und von Begleitfahrzeugen mitgenommen werden mussten.
Da die Nacht angebrochen ist und sich bei mir jetzt doch deutliche Müdigkeit breit macht, versuche ich zwischendurch immer ein wenig zu schlafen. Das geht auf Kosten des Bildmaterials, das in der Nacht etwas spärlicher ausfällt. Aber glücklicherweise hat Ralf Haas einige schöne und stimmungsvolle Fotos in dieser Nacht gemacht, die ich hier eingestreut habe. Danke Ralf!
10. Etappe: Reil -> Traben-Trarbach / Start 00:00 Uhr / 9,7 km
In „Reil vor der Brücke“ wird um Mitternacht die 10. Etappe gestartet. Hier ist immer besondere Vorsicht geboten, da die Versorgung und das Parken der Begleitfahrzeuge unmittelbar neben der Landesstraße stattfindet.
Von unserem Team sind Bea, Jutta und Dominik laufend und Andrea mit ihren Inlinern dabei.
Tesfit ist jetzt wieder im Bus und schläft nach mittlerweile 53 gelaufenen Kilometern recht schnell ein. Er hat es sich wirklich verdient. Die Fahrt nach Traben-Trarbach bringen wir zügig hinter uns, damit wir ein wenig mehr Zeit zum Ruhen haben.
11. Etappe: Traben-Trarbach -> Kindel / Start 01:13 Uhr / 9,0 km
Gottseidank habe ich den Start der 11. Etappe nach „Kindel Brücke“ nur ein paar Minuten verschlafen und kann das mit unserem spritzigen Kleinbus der Fa. EUROLINE wieder locker reinfahren.
Ich weiß noch aus dem vergangen Jahr, dass wir als Begleittross die Moselseite zwei Mal wechseln müssen, um das Etappenziel zu erreichen. Jetzt gilt es, wachsam sein. Aber zum Glück fährt ja ein Begleitfahrzeug von der Feuerwehr vor uns, die müssen ja wissen wo’s lang geht.
Pustekuchen, die fahren doch glatt an der Abfahrt in Kinheim vorbei, die zugegebenermaßen in der Nacht schwer zu erkennen ist.
Da es dem Vorausfahrenden und mir gleich auffällt, müssen wir nur ein paar Hundert Meter bis zur nächsten Wendemöglichkeit fahren, um dann an der richtigen Stelle auf den Brückenzubringer abzubiegen. Geschafft, wir können den Anschluss an den Hospiz-Begleittross wieder herstellen.
Die Vorbereitungen für die Verpflegungsstation in den Nachtetappen läuft unter dem spärlichen Kunstlicht teilweise fast gespenstisch ab. Jeder Handgriff sitzt, man hört kaum Geräusche. Die Stille der Nacht wird erst wieder beim Eintreffen des Hospizpulks durch den Applaus der Betreuer und der auf den Start zur nächsten Etappe Wartenden unterbrochen. Die Läuferschar ist mittlerweile arg geschrumpft und es wird kaum noch gesprochen. Ein bisschen Obst, ein paar Schlucke trinken und vielleicht noch ein paar Nüsse oder ein Müsliriegel, dann aber geht es schon wieder weiter.
12. Etappe: Kindel -> Bernkastel / Start 02:19 / 13,2 km
Fast unbemerkt von mir, erfolgt der Start der 12. und mit 13,2 km längsten Etappe nach Bernkastel. Nachdem Bea die 10. und 11. Etappe gelaufen ist, freut sie sich aufs Ruhen im Bus. Gemeinsam mit Silvia und Tesfit machen wir uns auf den Weg nach Bernkastel.
Dort legen wir uns erst Mal aufs Ohr und ruhen ein wenig. Auch wenn wir manchmal in eine Kurzschlafphase fallen, ist der normale erholsame Schlaf im eigenen Bett damit nicht zu vergleichen. Aber es ist immer wieder eine tolle Atmosphäre und eine Erfahrung die wir nicht missen möchten. Dafür sind wir gerne bereit, uns vom gewohnten Luxus zu verabschieden und den Hospizgedanken durch unsere Teilnahme zu unterstützen. Vielleicht können wir dadurch auch andere motivieren, ebenfalls teilzunehmen.
Dominik macht nach 53 km keinen Hehl daraus, dass er froh ist, jetzt aussteigen zu können. Er übernimmt für mich das Lenkrad unseres Busses.
13. Etappe: Bernkastel -> Wintrich/ Start 03:57 / 11,6 km
Im Vorfeld hatte man uns schon davon berichtet, wie schön die 13. Etappe sein soll. Gegen 4:00 Uhr machen wir uns gemeinsam mit ca. 25 Läufern und ein paar Radfahrern auf den Weg zum Wohnmobilparkplatz in Wintrich. Die Temperaturen sind so mild, dass ich schon an der Zusatz-Getränkestelle meine langärmlige Windstopperjacke im von Ralf gelenkten Begleitfahrzeug deponiere.
Gedankenversunken laufe ich mein/unser Tempo von 9 km/Std. Ich habe übrigens keine Probleme in diesen ungewohnten Laufrhythmus reinzukommen.
Fast unbemerkt hat sich inzwischen der Morgen herangeschlichen. Wir laufen dem Sonnenaufgang entgegen und können gleichzeitig sehen, wie sich der Mond von uns verabschiedet.
Toll, einfach nur toll. Die Tränen bahnen sich ihren Weg durch den nach ihnen benannten Kanal. „Vielen Dank lieber Gott, dass Du uns diesen wunderbaren Planeten geschenkt hast.“
Unter dem Applaus der Wartenden, laufen wir zufrieden und beseelt von dem beschriebenen Naturschauspiel im 13. Etappenziel ein.
Wir übergeben unseren virtuellen Staffelstab an Silvi, die die 14. und 15. Etappen laufen wird.
14. Etappe: Wintrich -> Piesport / Start 05:22 Uhr / 5,8 km
Kurze Katzenwäsche am Waschbecken des Wohnmobilparkplatzes, sauberes Shirt anziehen, dann lassen wir uns von Dominik nach Piesport kutschieren.
Schon der Gedanke an Piesport lässt Hospizlauf-Insidern das Wasser im Mund zusammenlaufen. Ich sage nur: „Streuselkuchen, Hefezopf und heißer Kaffee“. Das nämlich erwartet die Läufer jedes Jahr in Piesport. Verantwortlich dafür ist jedes Jahr Petra, unterstützt von ihrem Mann Edgar.
Wir nutzen die Wartezeit bis zum Eintreffen des Läuferfeldes um uns frisch zu machen, und natürlich um uns am gedeckten Frühstückstisch zu laben.
Obwohl wir uns alle reichlich am Frühstücksbuffet bedient haben, bleibt auch für die eintreffenden Teilnehmer des Hospizlaufes genug übrig, um ebenfalls von Streuselkuchen und Hefezopf sowie von frisch gebrühtem Bohnenkaffe schwärmen zu können.
Die bereits wartenden „Millioooonen“ von Läufern und Läuferinnen, die sich ab hier dem Spendenlauf anschließen wollen, kommen in Piesport wie wir in den Genuss einer besonderen Spendenaktion: Eine größere Laufgruppe in gelben Shirts aus Piesport haben ein Jubelpaar unter sich, das anlässlich ihres Doppelgeburtstages von 2 x 70 Jahren auf Geschenke verzichtet und zum Spenden aufgerufen hat. Helga und Wilfried Tubesing können unter dem Jubel der Anwesenden einen Riesenscheck mit 1.500 € an die Organisatoren des Hospizlauf überreichen.
Unter anderem treffe ich Maria und Gerd, zwei Arbeitskollegen, die mir berichten, das sie ein paar Etappen mit dem Rad mitfahren und dann wieder zum Ausgangspunkt in Piesport zurück radeln wollen, weil sie hier ihr Auto stehen haben. Auch eine Möglichkeit, sich an diesem Lauf für einen guten Zweck zu beteiligen.
Teil 3 des Berichts folgt in Kürze …
Danke für die interessanten Einblicke hinter die Kulissen des Hospizlaufs und seiner Organisation, Reinhold.
Und mein Respekt vor den teilweise unglaublichen Kilometerleistungen der zahlreichen Läufer.
Tolle Veranstaltung für einen sehr guten Zweck.